Die "Alpen-Adria" Region 1945-1955
In diesem Projekt soll die inter- und transnationale Geschichte einer europäischen Region analysiert werden, die von Grenzstreit und ethnischen Konflikten betroffen war. Das Projekt möchte zu einem besseren Verständnis der Entwicklungen in drei Ländern mit einer langen gemeinsamen Geschichte beitragen.
Die "Alpen-Adria-Region" kann als jenes Gebiet umrissen werden, das die gemeinsamen Grenzgebiete Österreichs, Italiens und Jugoslawiens umfasste. All diese Landschaften waren bis 1918 Teil Österreich-Ungarns. Die Friedensschlüsse nach den zwei Weltkriegen sowie der Kalte Krieg formten die Landesgrenzen und Grenzräume der drei in dieser Studie involvierten Staaten.
Die Sinnhaftigkeit einer Studie zur Geschichte dieser länderübergreifenden Region nach dem Zweiten Weltkrieg ergibt sich keinesfalls allein aus der gemeinsamen Geschichte im Habsburgerreich. Vielmehr geht es um die Art und Weise, wie sich das Gebiet nach 1945 entwickelte. Dieses Projekt soll aufzeigen, wie sehr verschiedene Konfliktpunkte in der Region miteinander verstrickt waren und wie stark diese Verstrickungen das Schicksal der drei Staaten beeinflusste.
Die ganzheitliche Analyse wirtschaftlicher, politischer, sozialer und diplomatischer Aspekte, die bis heute nicht im Fokus der Forschungstätigkeit gestanden haben, bildet die methodische Grundlage des Projekts. Dabei sollen signifikante Erkenntnisgewinne für die wissenschaftliche Welt und für die Öffentlichkeit erzielt werden. Das wichtigste Tool der Studie ist eine Mehrebenenstruktur der Forschungsfragen, welche die internationale, nationale, regionale und lokale Ebene der Geschichte, Erinnerung, des Lebens und der Politik widerspiegelt. Dadurch soll ein kompletteres Bild der Entwicklungen im Untersuchungszeitraum erreicht werden. Das Projekt wird sich nicht auf regionale Aspekte beschränken, sondern auch inter- und multinationale Perspektiven mit einbeziehen, um ein tieferes Verständnis für die Konflikte während der Analyseperiode zu erzielen. Die Zusammenhänge zwischen Entscheidungen, die in einem Teil des Gebietes gefällt wurden, und ihren Folgen für andere Teile des zu untersuchenden Raumes stehen im Mittelpunkt des Vorhabens. Die Verbindung zwischen politischen Entscheidungen auf nationaler Ebene, ihren Auswirkungen auf regionaler Basis sowie der Wirkung regionaler Konflikte auf die nationale Politik wird neue Deutungsweisen für Strategien in der Region erlauben. Darüber hinaus wird die Politik der Großmächte in West und Ost für das Schicksal der Region berücksichtigt.
Den chronologischen Rahmen der Studie bilden die Jahre 1945 bis 1955, wobei als Eckdaten das Ende des Zweiten Weltkrieges einerseits und das Londoner Memorandum für Triest 1954 bzw. die Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrags im Jahr 1955 andererseits abgesteckt werden.