Wirtschaftsbeziehungen zwischen Puniern und Griechen

Zweifelsohne haben bewaffnete Konflikte das Verhältnis zwischen den phönizisch-punischen und den griechischen Städten Siziliens entscheidend beeinflusst, doch die archäologischen Hinweise für aktiven Handel und vielschichtige, wirtschaftliche Beziehungen zwischen den mächtigen Städten dieser Region nehmen ständig zu. Vor diesem Hintergrund konzentriert sich das Projekt auf die Herkunftsbestimmung phönizisch-punischer und westgriechischer Amphoren von Fundplätzen in Nordafrika, auf Malta und Pantelleria und in Westsizilien mittels "fabric study" von ca. 830 Keramikproben und archäometrischen Analysen. Da die antiken schriftlichen Quellen hinsichtlich des Handels im zentralen Mittelmeerraum unter punischem Einfluß nur unzureichend Auskunft geben, stellt die Herkunftsbestimmung insbesondere von Transportamphoren ein geeignetes Mittel dar, um auf Fragen zu Wirtschaftsbeziehungen und der Mobilität von Bevölkerungsgruppen einzugehen.

Die systematische on-line Veröffentlichung der wichtigsten phönizisch-punischen "fabrics" des zentralen Mittelmeerraumes stellt eine innovative Methode dar, Forschungsergebnisse zu publizieren. Einer breiten, wissenschaftlichen Community wird somit die Möglichkeit gegeben, diese Fabrikate in wichtigen Verbrauchszentren in Nordafrika, Sardinien, Süditalien und insbesondere in Sizilien zu identifizieren.

Zweitens sollen die Projektergebnisse einige Arbeitshypothesen des Projektleiters zu Wirtschaftsbeziehungen zwischen phönizisch-punischen Städten des zentralen Mittelmeerraumes und westgriechischen Kolonien bestätigen. Der ausgewählte zeitliche Rahmen vom späten 7.-späten 4. Jh. entspricht der historischen Periode der komplexen Beziehungen zwischen den autonomen, westgriechischen und phönizisch-punischen Emporia, bevor Rom mit seinen kampanischen Verbündeten die Szene des internationalen Seehandels betritt. Besonderes Augenmerk wird auf die Interpretation der Verbreitungsmuster der identifizierten Produktionen speziell der wichtigen sizilischen emporia Mothia, Solunto und Palermo, sowie von Karthago gelegt.

Drittens wird das Projekt die weinproduzierenden Zentren im ionisch-adriatischen Raum und in Kalabrien, später auch in Lukanien, präzisieren, deren Produkte sich in punischen Konsumzentren des zentralen Mittelmeerraumes so häufig wiederfinden. Tatsächlich scheint der starke Einfluss dieser griechischen Weine - und ihres Gebrauchs im Rahmen des Symposions - noch immer unterschätzt.

Die drei wichtigsten Forschungsschwerpunkte sind:
1. die Bestimmung lokaler "fabrics" wichtiger phönizisch-punischer Produktionszentren insbesondere Westsiziliens ("fabric Studium" und Archäometrie) und Karthagos (Archäometrie),
2. die Präzisierung der chrono-typologischen Entwicklung insbesondere der Amphorenproduktionen von Karthago, Motya und Palermo/Solunto mittels der Untersuchung von ca. 240 Ganzformen aus den Nekropolen von Himera,
3. die Ausdehnung des Verbreitungsraumes bereits identifizierter westgriechischer und phönizisch-punischer "fabrics" an ausgewählten, phönizisch-punischen Konsumzentren. 

 

Projektnummer: 
P 25046

Förschungsförderung: