Vom Vorbild zum Abbild

Das Bildprogramm der Grabanlagen des Mittleren Reiches (MR) in Ägypten (ca. 2055 – 1650 v. Chr.) bietet eine Fülle an Themen und Szenen, die aus zahlreichen "Objekten" aufgebaut sind: Gegenstände wie Kleidung, Schmuck, Möbel, Geräte und Werkzeuge. "Vom Vorbild zum Abbild" setzt sich zum Ziel, diese Artefakte in drei verschiedenen Herangehensweisen zu untersuchen.

a) Die zweidimensionalen Abbildungen (Ikonen) sollen im Bezug zu ihren dreidimensionalen Vorbildern (Objekte) untersucht werden, die sie wiedergeben. D.h. welche Objekte wurden wie dargestellt. Diese Umsetzung ist bedeutsam, denn sie vermittelt dem Betrachter den Sinngehalt und das Wesen eines Objekts (z.B. eine bestimmte Truhenform) oder eines bestimmten Schrittes in einem Arbeitsprozess (Handwerk). Darüber hinaus soll untersucht werden ob, wie und wann Veränderungen in der materiellen Kultur in der zeitgenössischen Kunst reflektiert wurden. Waren bestimmte Objekte und ihre Darstellungen spezifisch für eine Region oder gab es allgemeingültige ikonografische Darstellungsweisen in ganz Ägypten?

b) Da viele Szenen und Abbildungen von Texten begleitet werden, die eine Handlung erläutern oder ein Objekt benennen, sollen diese Bezeichnungen mit eingehender Sorgfalt untersucht werden. Um zu einem umfassenden Verständnis zu gelangen, wird es daher unerlässlich sein, die kunsthistorische und archäologische Forschungsfrage mit einer tief greifenden philologischen Aufarbeitung der Begleittexte zu ergänzen. Die Bezeichnungen sollen lexikologisch und morphologisch untersucht werden, um weiterführende Informationen über das Wesen eines Gegenstandes und seiner Eigenschaften zu erhalten. Die Auswertung, was den Ägyptern im Zusammenhang mit einem Gegenstand wichtig erschien in Worte zu fassen bzw. wie sich Abbildung und Text zueinander verhalten, wird bedeutsam sein für das Verständnis der altägyptischen Denkweise. c) Für die umfassende Zusammenstellung der Abbildungen wird das MEKETREpository, das im MEKETRE Projekt (Die Entwicklung von Bildinhalt und Bedeutung der Reliefs und Malereien in den Gräbern des Mittleren Reiches, FWF Projekt 21571-G21) erfolgreich entwickelt wurde, grundlegend ausgebaut, indem Crowdsourcing-Technologien wie Citizen Science, Game with a Purpose, angewandt werden. Dies erlaubt Forschern anderer Institutionen und interessierten Laien gleichermaßen anhand einfach zu nutzender Oberflächen trivial anmutende Aufgaben durchzuführen, die jedoch in Summe gesehen eine wertvolle Ergänzung der Datenbasis darstellen. Dazu gehören etwa das Hochladen von Bildern mit relevantem Inhalt, das Bereitstellen von Kommentaren oder das Einbringen von neuen Schlagwörtern in den Thesaurus.

Um diese komplexen ägyptologischen wie informationstechnischen Forschungsfragen zu bearbeiten und die Ergebnisse der Öffentlichkeit bereitzustellen, bedarf es hoch qualifizierter Wissenschafter mit ausgezeichneter Reputation: Frau Lubica Hudáková und Herr Roman Gundacker (PostDocs) sowie Frau Andrea Kahlbacher (PraeDoc) erfüllen aufgrund ihrer Ausbildung und Kompetenz diese Anforderung in höchstem Maße, um den spezifischen archäologischen, kunsthistorischen und philologischen Fragestellungen auf internationalem Niveau nachzukommen. Herr Christian Mader (PraeDoc) bringt exzellente Voraussetzungen mit, um das bewährte MEKETREpository auszubauen, weiterzuentwickeln und allseits nutzbar zu machen sowie eigenständige Recherchen im Bereich von kollaborativ erstellten Web-Vokabularen vorzunehmen. 

 

Leiter / Leiterin: 
Peter-Christian Jánosi
Projektnummer: 
P 25958

Förschungsförderung: