Personal, Insassen und Organisationsform des Wiener Bürgerspitals in der FNZ
Das Wiener Bürgerspital, gegründet um die Mitte des 13. Jahrhunderts, war die zentrale Kranken-, Armen- und Altenversorgungsanstalt der Stadt sowie gleichzeitig ein riesiger Wirtschaftsbetrieb und eine große Grundherrschaft. Während die mittelalterliche Geschichte dieses größten österreichischen Spitals in groben Zügen erforscht ist, verharrt die Geschichte der multifunktionalen Einrichtung in der Neuzeit noch im Dunkel. Lediglich Grundzüge sind bislang bekannt: Um die Mitte des 17. Jahrhunderts arbeiteten für das Spital beispeilsweise rund 100 Bedienstete ("Offiziere" und Dienstboten), mehrere hundert Insassen wurden versorgt. In der Frühen Neuzeit stellte der riesige Komplex des Wiener Bürgerspitals mit seinen vielen verschiedenen Höfen eine wahre Stadt in der Stadt dar – gelegen innerhalb der Stadtmauern zwischen der damals noch nicht existierenden Staatsoper, der Kärntner Straße, dem Lobkowitzplatz (damals Schweinemarkt) und dem Neuen Markt. Mehrere hundert Insassen wurden versorgt, das Wiener Bürgerspital fungierte aber auch als wichtige Verteilungsstelle in der offenen Armenfürsorge der Stadt. Nach dem Wiener Hof war das Wiener Bürgerspital vermutlich der größte einzelne Arbeitgeber in der Haupt- und Residenzstadt.
Spitalgeschichte konnte sich in den letzten Jahren als wichtiger Faktor der Sozial-, Wirtschafts- und Stadtgeschichte etablieren, wie zahlreiche Arbeiten zeigen. Da für die geplanten Untersuchungen kaum Vorarbeiten für die Frühe Neuzeit zur Verfügung stehen, um die Bereiche des "inneren" Spitalbetriebs und das Kräftefeld des Spitals im Gesamtgefüge der vielfältigen Aufgaben- und Wirkungsbereiche des Bürgerspitals verorten zu können, muss zu Beginn des Projekts das Spital als Ganzes zumindest im Überblick einer Strukturanalyse unterzogen werden. Als exzellente Quellengrundlage hierfür dienen die Bilanzen des Wiener Bürgerspitals, die eine rasche Orientierung der Ausgaben- und Einnahmenstrukturen ermöglichen. Ziel des Projektes ist es, in einem ersten Schritt eine Übersicht über die Aufgaben und Funktionen des Wiener Bürgerspitals in der Frühen Neuzeit zu erarbeiten und in einem zweiten eine tiefgehende Untersuchung über das Lebens und Arbeiten in dieser Einrichtung zu erstellen. Mit Mag. Sarah Pichlkastner steht eine sehr gut eingearbeitete Historikerin für die Bearbeitung dieses großen und nicht nur für die Wiener Stadtgeschichte relevanten Spitals zur Verfügung.