Illuminierte Inkunabeln der ÖNB 1450-1475

Das Projekt ist Teil der in Wien seit über 100 Jahren erfolgreich betriebenen Katalogisierung aller illuminierten Handschriften und Inkunabeln in österreichischen Beständen und hat die kunsthistorisch systematische Erschließung der im deutschen Sprachraum mit Buchmalerei ausgestatteten Inkunabeln (ca. 1450 - 1475) der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB) zum Ziel. International ist dies das erste großangelegte Katalogisierungsprojekt von Buchmalerei ausschließlich in Inkunabeln einer repräsentativen Großsammlung. Aufbauend auf das Vorgängerprojekt (FWF P 19684-G08), können in dem nun folgenden Projekt die kunsthistorischen Beschreibungen der 236 Inkunabeln mitteleuropäischer Entstehung bis 1475 (Österreich, Deutschland, Schweiz) unmittelbar in Angriff genommen werden.
Die Buchkultur der Inkunabelzeit ist stark geprägt von dem durch die neuen technologischen Buchherstellungsverfahren einsetzenden Wandel der Medienlandschaft. Verschiedene Aspekte dieses Umbruchs sind in dem zu katalogisierenden Bestand zu beobachten (Druckauflage mit vorgegebenem Layout, Druckgrafik und sekundäre Dekoration, Massenproduktion und serielle Buchmalereiausstattung). 135 Bände weisen eine hochwertige Deckfarbendekoration auf, wobei 12 Bände mehr als 2 szenische Figurendarstellungen und davon 5 Bände reichhaltige Bildzyklen mit mehr als 5 szenischen Figurendarstellungen beinhalten. 101 Bände sind lediglich mit Federzeichnungen, Fleuronnée oder marginalem Buchschmuck ausgestattet. Die umfangreichsten Materialgruppen können nach Österreich (v. a. Wien/Niederösterreich und Salzburg) und Süddeutschland (v. a. Augsburg) lokalisiert werden. Schwerpunkte bilden die Werke Ulrich Schreiers, des Meisters des Friedrichsbreviers, Johannes Bämlers und der früher sogenannten Augsburg-Salzburger Missalienwerkstatt, wobei die illuminierten Inkunabeln vor allem theologische und juristische Texte zum Inhalt haben. Das bewährte Katalogisierungsschema der Wiener kunsthistorischen Handschriftenkataloge (Voll- und Kurzbeschreibung, sowie Liste der Codices mit geringfügigem Buchschmuck) soll an die Spezifika der Inkunabeln (bibliografische Angaben zur Druckauflage) angepasst werden, wobei für größere Werkgruppen mit serieller Ausstattung ein geeignetes übergreifendes Beschreibungsschema entwickelt wird.
Ergänzend zur Publikation eines gedruckten Katalogs, wird jeweils eine Kurzbeschreibung der Codices open access in der online Datenbank der Universität Wien PHAIDRA eingegeben und eine Verlinkung mit den online- Katalogen der ÖNB hergestellt, wo auch die Volldigitalisate gehostet werden. Die transdisziplinären Aspekte der Buchmalereiforschung im Kontext des Wandels der Medienlandschaft in der Inkunabelzeit (Massenproduktion, Buchhandel, Buchillustration) lassen weitreichende Ergebnisse für verschiedene Disziplinen der historischen Kulturwissenschaften erwarten. Aufgrund der bereits geleisteten Vorarbeiten und angesichts der überschaubaren Stückzahl der Objekte wird die Fertigstellung der Beschreibungsarbeit zum Abschluss der Projektlaufzeit angestrebt. 

 

Verortung: 
Wien
Österreich
Leiter / Leiterin: 
Michael Viktor Schwarz
Projektnummer: 
P 25732

Förschungsförderung: