Vortrag Ekkehard Weber: Freizeitverhalten der römischen Oberschicht
Der Forschungsschwerpunkt Wirtschaft und Gesellschaft aus historisch-kulturwissenschaftlicher
Perspektive und das Institut für Europäische Ethnologie laden ein zum Vortrag von
Ekkehard Weber
Freizeitverhalten der römischen Oberschicht
Das Freizeitverhalten der römischen Oberschicht lässt sich mit wenigen Worten charakterisieren:
Wie der europäische (vor allem englische) Adel bis ins 19. oder frühe 20. Jh. zog man sich außerhalb
der season, der Zeit, in der die Anwesenheit in der Hauptstadt wegen amtlicher oder gesellschaftlicher Verpflichtungen erforderlich war, oder wenn sich sonst eine Gelegenheit ergab, auf sein Landgut zurück.
Der römische Autor Plinius beschreibt in einem literarischen Essay seine Villa, die er gleichsam als Muster
für ein passendes Ambiente seinen Zeitgenossen vorstellt. Andere, auch römische Kaiser, verbrachten
ihre Freizeit in einem der mondänen Badeorte wie Antium (Anzio / Nettuno) oder Baiae im Golf von Neapel.
Der einfache Römer (und noch weniger die einfache Römerin) kannten keinen „Urlaub“ in unserem Sinn,
der erst eine Errungenschaft der modernen Arbeitskämpfe ist. „Freizeit“ aber gab es sehr wohl, die bei Theateraufführungen, Gladiatorenkämpfen und Wagenrennen verbracht wurde, mit Würfelspiel und Pferde-
wetten und vor allem in den „Thermen“, Badeanstalten, die teilweise riesige Freizeitzentren mit einer entsprechenden Infrastruktur waren.
Ekkehard Weber, bis zur Emeritierung 2007 Prof. für Römische Geschichte und Lateinische Epigraphik an
der Universität Wien, lange Jahre Vorstand des Instituts für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papy-
rologie und Epigraphik, Ehrensenator der Universität Wien, Hauptarbeitsgebiete: römerzeitliche Inschriften
im österreichischen Raum und die Tabula Peutingeriana, die mittelalterliche Kopie einer römischen Straßen-
karte