Medieval Manuscripts Summer School Klosterneuburg – ein Bericht
Text: Natalie Zier; Photos: Natalie Zier und Juraj Šedivý
Der letzte Monat des Sommers begann für alle Bücherfans und Freunde der mittelalterlichen Handschriftenkunde mit einem wahren Highlight. In hervorragender Zusammenarbeit des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, der Katedra archívnictva a pomocných vied historických der Comenius-Universität Bratislava sowie der Stiftsbibliothek Klosterneuburg fand von 2. bis 6. September 2019 in Klosterneuburg und Wien die Medieval Manuscripts Summer School statt, die für alle interessierten und forschungswilligen Studentinnen und Studenten ein abwechslungsreiches und spannendes Programm bot. Dementsprechend hoch war auch die Teilnehmerzahl – sowohl aus der Slowakei als auch aus Wien fanden zahlreiche Enthusiasten den Weg ins Stift Klosterneuburg, um in die Welt des Schreibens und der Schrift einzutauchen.
Die prächtigen Räumlichkeiten der Prälatur sowie der Stiftsbibliothek dienten als Veranstaltungsort, wo den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowohl die theoretischen als auch die praktischen Themen der mittelalterlichen Buchherstellung und Buchkunst, sowie ihrer heutigen modernen Bearbeitungsmöglichkeiten wie Digitalisierung und TEI-Kodierung von Metadaten nähergebracht wurden.
Das Programm startete bereits hochspannend mit einer Führung durch das Stift, bei der die Teilnehmer unter anderem die Gelegenheit hatten, den weltberühmten Verduner Altar (oder auch Klosterneuburger Altar) aus nächster Nähe zu betrachten – eine von vielen wahrhaft einzigartigen Möglichkeiten. Im Anschluss fand sich die Gruppe für die ersten Vorträge ein: vom Übergang von der Schriftrolle zum Kodex zum gedruckten Buch hin zu mittelalterlichen Bibliotheken und weiter zu Katalogisierung und Erschließung sowie der Erkennung von Wasserzeichen wurde kein Themenbereich ausgelassen.
Nach den theoretischen Grundlagen ging es sogleich medias in res – nach dem Einführungsvortrag zu Buchmalerei begannen zunächst jeweils zwei Gruppen mit den Workshops zu Paläographie und Kalligraphie. Dies war eine besonders gelungene Kombination, da man hier nicht nur die Theorie zu den verschiedenen Schriften erfuhr, sondern dieselben auch in einer praktischen Übung selbst zu schreiben versuchen konnte und so ein noch besseres Gefühl für die mühevolle, zeitaufwändige Arbeit eines Schreibers erhielt. Schließlich erhielt jede Gruppe von einem Tutor bzw. einer Tutorin einen Kodex aus der Stiftsbibliothek zur Bearbeitung, mit dem sie sich in den folgenden Tagen näher befassen durfte.
Im Zuge dessen wurden nicht nur Beschreibungen der Handschriften angefertigt, es wurden auch Teile der Kodizes digitalisiert und anschließend die Digitalisate bearbeitet. Für viele Studenten war die Summer School der erste „persönliche Kontakt“ mit einer Handschrift, was es noch umso spannender machte – zumal einige bis dato auch noch keine Gelegenheit gehabt hatten, bei einer Digitalisierung mithelfen zu dürfen. Abgerundet wurde das abwechslungsreiche und spannende Programm durch eine Exkursion in die Nationalbibliothek, wo von Katharina Kaska die Plattform Fragmentarium vorgestellt wurde und die Studenten wiederum die Möglichkeit erhielten, einen Blick auf einige Kodizes und Handschriftenfragmente aus dem Bestand der ÖNB zu werfen.
Im Anschluss führte Christoph Egger die Gruppe auf einen Streifzug durch das mittelalterliche Wien, wo man nicht nur durch die engen Gassen der Innenstadt, sondern förmlich durch die Jahrhunderte wandern konnte.
Nicht wenige Teilnehmer bedauerten, dass die lehrreiche Woche so schnell vorbei gegangen war – die Resonanz zur Summer School war durchwegs sehr positiv. Daher möchte ich mich abschließend an dieser Stelle – auch im Namen aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer – noch einmal bei den Organisatoren und Organisatorinnen sowie bei allen Vortragenden für diese großartige Fortbildungsmöglichkeit bedanken!