Jahrestagung des IÖG: Die Habsburgermonarchie als Fiscal-Military State (Wien, 4. – 6. 11. 2015)
Die Jahrestagung 2015 des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung wird in Kooperation mit dem Institut für Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften vom 4. bis zum 6. November im Marietta-Blau-Saal am Hauptgebäude der Universität Wien abgehalten. Gewidmet ist sie dem Thema:
Die Habsburgermonarchie als Fiscal-Military State. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zu den Napoleonischen Kriegen
Der Nexus zwischen Mächtekonkurrenz, Kriegsführung und Staatsverdichtung gehört seit Generationen zu den vieldiskutierten Themen der Frühneuzeitforschung. Im Falle der Habsburgermonarchie, die entgegen dem herkömmlichen Geschichtsbild eine der führenden Kriegsmaschinen des frühmodernen Europas war, handelt es sich jedoch bis heute um einen stiefmütterlich behandelten Fragenkomplex. Verantwortlich dafür ist ein Bündel von historiographiegeschichtlichen Faktoren wie etwa die herkömmliche Segmentierung der Betrachtungsweise in nationale Geschichtsschreibungen, die quer zur Erforschung des Gesamtsystems des Habsburgerreiches liegen. Die Vernachlässigung dieses Fragenkomplexes, der für das Verständnis der heterogenen, asymmetrisch zusammengesetzten politischen Ordnung der Habsburgermonarchie vielfach zentral ist, ist umso bedauerlicher, als man mit dem auf John Brewer zurückgehenden, viel diskutierten Konzept des frühmodernen Fiscal-Military State ein tragfähiges Modell mit großem heuristischem Potenzial besitzt, von dem man sich gerade im Hinblick auf das Habsburgerreich zahlreiche neue Erkenntnisse erhoffen kann und das sogar auf eine epochenbegriffliche Qualität abzielt. Die Tagung wird dieses Forschungskonzept einer kritischen Diskussion aussetzen und die Frage nach Auswirkungen der kriegsbedingten Ressourcenmobilisierung auf den habsburgischen Staat und dessen Gesellschaften aus möglichst vielen Perspektiven beleuchten.
Organisatoren der Tagung sind Thomas Winkelbauer, Petr Maťa und William D. Godsey. Das aktuelle Programm als PDF-Datei gibt es hier.
Mittwoch, 4. November 2015
13.00
Begrüßung und Einführung
14.00
I. Der Fiscal-Military State in vergleichender Perspektive
Moderation: Grete Walter-Klingenstein (Graz)
Hamish M. Scott (St. Andrews/Glasgow): The Habsburg ‘Fiscal-Military State’ in International Perspective
Marjolein t’ Hart (Amsterdam): The Advantages and Disadvantages of a Decentralized Fiscal-Military State: The Case of the Dutch Republic (Seventeenth and Eighteenth Centuries)
15.45
Kaffeepause
16.15
Guy Rowlands (St. Andrews): France: A Second-Rate Fiscal-Military State?
Gábor Ágoston (Washington DC): Ottoman Military and Fiscal Transformation in the Seventeenth and Eighteenth Centuries
Donnerstag, 5. November 2015
9.00
II. Die habsburgischen Streitkräfte
Moderation: William D. Godsey (Wien)
Géza Pálffy / István Kenyeres (Budapest): Möglichkeiten und Grenzen der zentralisierten Kriegs- und Finanzverwaltung: War die Habsburgermonarchie im 16. Jahrhundert ein Fiscal-Military State?
Horst Carl (Gießen): Kombattanten. Adelige Regimentsinhaber im Militärsystem der Habsburgermonarchie
10.30
Kaffeepause
11.00
Vítězslav Prchal (Pardubice): Bohemian Aristocrats in the Habsburg Army (1640–1740): A Prosopographical Approach
Ilya Berkovich (Jerusalem): Military Recruitment in the Habsburg Monarchy 1740–1792
12.30
Mittagspause
14.00
III. Staatsfinanzen und Militärwirtschaft
Moderation: Petr Maťa (Wien)
Thomas Winkelbauer (Wien): Das Generalkriegskommissariat – eine Zentralbehörde an der Schnittstelle von Steuerstaat und Militärstaat?
William D. Godsey (Wien): A Habsburg Financial Revolution? War and Public Debt in the Eighteenth Century
Christine Lebeau (Paris): Monarchie und Hierarchie unter Druck: die Vermögenssteuer vom Ende des 17. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts
16.15
Kaffeepause
16.45
IV. Das Steuer- und Militärsystem und seine Teile: Ungarn
Moderation: Thomas Winkelbauer (Wien)
András Oross (Wien): Die Versorgung der kaiserlichen Kriegsvölker in Ungarn nach dem Dreißigjährigen Krieg: institutioneller und finanzieller Hintergrund
László Schramek (Budapest): Das stehende Heer und die ungarischen Komitate in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
Freitag, 6. November 2015
9.00
V. Das Steuer- und Militärsystem und seine Teile: die Kernländer
Moderation: Erich Landsteiner (Wien)
Petr Maťa (Wien): The ‘Proportion': Negotiating Fiscal Equality Between the Territories in the Early Modern Habsburg Monarchy
Jiří David (Brno/Rajhrad): Keeping Up the Habsburg Army: The Activities of the Moravian Estates in the Seventeenth Century
10.30
Kaffeepause
11.00
Andrea Pühringer (Grünberg): Stadt im Staat. Die Bedeutung urbaner Zentren für den Fiscal-Military State
Stephan Sander-Faes (Zürich): The War At Home: Crisis, Disorder, and Insubordination in Southern Bohemia (c. 1700)
12.30
Mittagspause
14.00
VI. Das Steuer- und Militärsystem und seine Teile: das Heilige Römische Reich
Moderation: Martin Scheutz (Wien)
Peter H. Wilson (Oxford): The Reich as a Factor in the Habsburg Fiscal-Military System 1648–1806
Peter Rauscher (Wien): Weder Kammergut noch Steuerstaat. Das Heilige Römische Reich und die kaiserlichen Finanzen (ca. 1600 bis 1740)
15.30
Kaffeepause
16.00
VII. Das Steuer- und Militärsystem und seine Teile: das spanische Erbe
Moderation: Renate Pieper (Graz)
Alessandra Dattero (Milano): Der Fiscal-Military State im habsburgischen Italien: Zwischen Finanzreformen und Reorganisierung des Militärs
Guy Thewes (Luxembourg): Ressourcenmobilisierung an der Peripherie. Der Beitrag der Österreichischen Niederlande zum habsburgischen Fiscal-Military State im 18. Jahrhundert
Veronika Hyden-Hanscho (Wien): Estates, Taxation, and Credit: The County of Hainault and the Duke of Arenberg under Charles VI
18.15
VIII. Resümee und Schluss
Ronald G. Asch (Freiburg im Breisgau)