Gottfried Liedl/Peter Feldbauer
Die überragende Bedeutung der Landwirtschaft im islamischen Raum steht außer Frage: Reis und Baumwolle, Zuckerrohr oder Zitrusfrüchte, Wasserbüffel, Merinoschaf, edle Pferderassen und die Angoraziege – diese und viele andere Akkulturationsleistungen verdanken wir der „islamischen“ Agrikultur. Im Nahen und Mittleren Osten hatte sich unter günstigen politischen Rahmenbedingungen und mit Hilfe effizienter Agrartechnologien, vor allem mittels ausgeklügelter Bewässerungssysteme, ein bedeutendes landwirtschaftliches Surplus erwirtschaften lassen. Wo der Mensch aus dem Füllhorn der Natur schöpfen kann, wie in Al-Andalus, entfaltete das „islamische“ Agrargenie seine größte Wirkung: Von dort stammen auch die bekanntesten Kutub al-filaha, „Bücher über die Landwirtschaft“, worin sich bereits im Mittelalter Erkenntnisse der Botanik, Tierzucht oder Veterinärwissenschaft aufgezeichnet finden, die in Europa erst hunderte Jahre später ihre Wirkung entfalteten. Das alles rückt die islamische Welt doch ein gutes Stück weg von jenem Bild einer „Wüsten-, Steppen- und Oasenkultur“, das zwar nicht falsch, aber einseitig ist.
Studien zur interkulturellen Geschichte 31, Wien: Mandelbaum 2017
200 S.
ISBN: 978385476-553-0