Heiligtümer als monetäre Zentren in der antiken griechischen Welt

Gegenstand des Projektes ist die Untersuchung von Heiligtümern als monetäre Zentren in der antiken griechischen Welt, um dadurch einen wesentlichen Beitrag zum besseren Verstehen der komplexen Eigenart antiker Heiligtümer und der tatsächlichen Funktion(en) von Münzen im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten und darüber hinaus zu leisten.

Der weite geographische Rahmen des Projekts zwischen Olympia im Westen, Babylon im Osten und Alexandria im Süden umfasst Regionen, die entweder ständig griechisch gewesen sind (wie Griechenland selbst oder Teile Kleinasiens) oder die in hellenistischer Zeit im Laufe der Eroberungen von Alexander dem Großen unter griechische Herrschaft gekommen sind (wie die Levante, Mesopotamien and Ägypten).

Die politische Grundstruktur des ‚alten' Griechenland im Westen mit ihren Poleis, innerhalb derer ein Heiligtum ein integraler Bestandteil gewesen ist, unterschied sich radikal von den sozio-kulturellen Strukturen der ‚neuen' griechischen Welt im Osten mit Traditionen, die ihrerseits wiederum völlig andere waren als jene, die die Basis des ptolemäischen Wirtschaftssystems im Süden bildeten. Aufgrund dieser Umstände existierten große Unterschiede zwischen den grundsätzlichen Beschaffenheiten der Heiligtümer, innerhalb derer die konkrete Rolle ihrer monetären Geschichte zu untersuchen ist. Die Materialevidenz wird dabei in ihrem lokalen Kontext (der unmittelbare Kontext des Heiligtums und der umgebenden Infrastruktur), ihrem regionalen Kontext (in Beziehung zur umgebenden Region und die möglicherweise historisch bedingt verbundenen Institutionen/Städte/Gebiete), und schließlich dem überregionalen Kontext untersucht.

Warum entwickelten einige Heiligtümer (den Bedarf für) eine Münzprägung und wie wurde eine solche implementiert? Ein wesentliches Ziel des Projekts ist die Analyse, ob die Fallstudien, die im Rahmen des Projekts betrieben werden, als unabhängige temporäre bzw. lokale Phänomene zu verstehen sind, oder als generelle Phänomene permanenter Natur, die weit verbreitete Praktiken reflektieren. Ein weiteres Ziel ist die Analyse, ob bzw. wie diese Phänomene in die allgemein vorherrschenden ökonomischen Systeme der griechischen Stadtstaaten (z.B. durch die Verwendung von spezifischen Nominalsystemen etc.) und königlichen Wirtschaften eingegliedert gewesen sind, also ob sie als ‚offene' oder ‚geschlossene' Wirtschaftssysteme funktioniert haben.
Die Studie wird auf Basis der Untersuchung des zur Verfügung stehenden archäologischen, numismatischen und epigraphischen Materials sowie der literarischen Evidenz der religiösen Zentren durchgeführt. Dies stellt einen wesentlichen Beitrag zur Analyse der wesentlichen religiösen Strukturen der griechischen Welt dar. Das vorgeschlagene Projekt wird dazu beitragen, eine Lücke im Wissen über antike griechische Heiligtümer als Wirtschaftszentren, zu schließen, die gleichzeitig auch als monetäre Einrichtungen fungiert haben. 

 

Leiter / Leiterin: 
Anne Lykke
Projektnummer: 
T 673

Förschungsförderung: