28.09.2017

215. Institutsseminar: Klaas van Gelder, „Vom österreichischen Joch befreit“. Die Absetzungen Kaiser Josephs II. in den Südlichen Niederlanden und das Verhältnis zwischen Verfassung und Zeremonie (9. 10. 2017)

Am Montag, den 9. Oktober 2017, findet ab 17.15 Uhr im Hörsaal des Instituts für Geschichtsforschung das 215. Institutsseminar des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung statt. Es spricht Klaas van Gelder, Lise-Meitner-Stipendiat am Institut für Österreichische Geschichtsforschung, zum Thema:

„’Vom österreichischen Joch befreit‘. Die Absetzungen Kaiser Josephs II. in den Südlichen Niederlanden und das Verhältnis zwischen Verfassung und Zeremonie“

Abstract: Von Oktober 1789 bis Januar 1790 setzten die Ständeversammlungen aller Fürstentümer der Österreichischen oder Südlichen Niederlande, mit Ausnahme des Herzogtums Luxemburg, Joseph II. als Landesfürsten ab. Gleichzeitig übernahmen die Stände die Souveränität und schlossen sich in einer Konföderation zusammen: der kurzlebigen Republik der Vereinigten Niederländischen Staaten. Die Absetzungen waren der Schluss- und Höhepunkt der Opposition gegen Josephs radikale Reformmaßnahmen, der sogenannten Brabanter Revolution. Unter den Gegnern der österreichischen Herrschaft gab es verschiedene ideologische Fraktionen. Gegen den gemeinsamen Feind vereinigten sie sich jedoch politisch und militärisch.
In diesem Vortrag stehen die zeremoniellen Absetzungsverfahren, die gleichzeitig die neue Republik rituell begründeten, im Mittelpunkt. Die These des Referenten ist, dass diese Absetzungen oder ‚Ent-Huldigungen‘, die eine jahrhundertealte südniederländische Tradition von fürstlichen Huldigungen widerspiegelten, für die Absetzung Josephs II. und die Gründung der Republik genauso wichtig waren wie die Unabhängigkeitsmanifeste, denen HistorikerInnen bisher die größte Aufmerksamkeit widmeten. Die Huldigungen waren in den Niederlanden verfassungsmäßig essenziell, um eine neue Herrschaft zu legitimieren. Deshalb übernahmen die Stände für die Absetzungszeremonien verschiedene klassische Bestandteile der Huldigungen, um verfassungsgemäß das alte Regime in ein neues verwandeln zu können. Im Vortrag wird das Verhältnis zwischen Verfassung, Zeremonie und Souveränität in der Zeit der Aufklärung thematisiert. Anhand des Beispiels der Absetzungen Josephs II. zeigt sich die beachtliche Anpassungsfähigkeit des frühmodernen dynastischen Rituals an neue gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen.

Die Veranstaltung ist wie alle Institutsseminare öffentlich, Gäste sind herzlich willkommen. Die Einladung im PDF-Format gibt es hier.