24.04.2017

212. Institutsseminar: Klara Hübner, Wie man den Ruf eines Königs zerstört. Propaganda, Prozessrecht und politische Öffentlichkeiten zur Zeit Wenzels IV. (15. 5. 2017)

Am Montag, den 15. Mai 2017, findet ab 17.15 Uhr im Hörsaal des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung das 212. Institutsseminar des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung statt. Es spricht Klara Hübner, Forschungsassistentin und Mitarbeiterin der Zweigstelle der Regesta Imperii am Institut für historische Hilfswissenschaften und Archivwissenschaft der Masarykova Univerzita in Brno, zum Thema:

„Wie man den Ruf eines Königs zerstört. Propaganda, Prozessrecht und politische Öffentlichkeiten zur Zeit Wenzels IV.“

Abstract: Beim Herrschaftsantritt Wenzels IV. (1361–1419) im Jahre 1378 war allen klar, dass es der römische und böhmische König nicht leicht haben würde. Nicht nur, dass das Handeln des ältesten Sohnes Kaiser Karls IV. von Beginn an im Schatten der erfolgreichen Politik und Selbstinszenierung des berühmten Luxemburgers stand. Er bekam nicht nur ihre dunklen Seiten ab, sondern auch zeitspezifische Probleme wie Schisma und Reformbewegungen, politischen Druck aus dem Reich und aus Frankreich, Autonomiebestrebungen der Städtebünde oder den steten Ruf der böhmischen Herren nach mehr Mitsprache. Bekanntlich machte Wenzel bei all dem keine besonders gute Figur. Im Jahr 1400 gelang es einer von geistlichen Reichsfürsten angeführten Koalition, ihn als römischen König abzusetzen. Seither ist Wenzels Bewertung in der deutschsprachigen Historiographie überwiegend negativ. Argumentiert wird dabei allerdings nicht nur mit Fakten, sondern häufig mit obskuren Motiven aus Wenzels Schwarzer Legende. Letztere hängt nicht nur mit Wenzels zeitgenössischer Unbeliebtheit zusammen, sondern ist das Ergebnis gezielter Informationsmanipulation durch seine Gegner. Diesen gelang es nicht nur, sich immer wieder die Deutungshoheit über das Handeln des Königs zu sichern, sondern auch ihre Interpretation der Ereignisse zu verbreiten. Wie stark Propaganda auf die politische Praxis in Wenzels Zeitalter eingewirkt hat, lässt sich etwa an der Vorbereitung seiner Absetzung am 20. August 1400 darlegen: Um letztlich den Erfolg der kurfürstlichen Allianz zu garantieren, bedurfte es nicht nur eines jahrelangen Informationsaustausches zwischen seinen Gegnern im Reich und in Böhmen, sondern auch der Überzeugung einer breiteren politischen Öffentlichkeit. Hierbei kamen unterschiedlichste Mittel zum Einsatz, so etwa anonyme Pamphlete, allerdings auch das kanonische Prozessrecht und nicht zuletzt der Faktor Zeit – denn die fama eines Königs ließ sich nur durch das stete Wiederholen der immer gleichen Vorwürfe schädigen.

Die Veranstaltung ist wie alle Institutsseminare öffentlich, Gäste sind herzlich willkommen. Die Einladung im PDF-Format gibt es hier.