13.04.2015

180. Institutsseminar: Gustav Pfeifer, „Symbole mittelalterlicher Bauernfreiheit in Tirol“? Die Passeirer Schildhöfe zwischen Nicht-Adel und Adel (27. 4. 2015)

Am Montag, den 27. April 2015, findet ab 17.15 Uhr im Hörsaal des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung das 180. Institutsseminar des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung statt. Es spricht Gustav Pfeifer, Stellvertretender Direktor des Südtiroler Landesarchivs in Bozen, zum Thema:

„Symbole mittelalterlicher Bauernfreiheit in Tirol“? Die Passeirer Schildhöfe zwischen Nicht-Adel und Adel

Abstract: Wie in einem Brennspiegel scheinen in den Schildhöfen (Passeier, Südtirol) und den darauf sitzenden Leuten gleich mehrere, die Selbstwahrnehmung, Identitätsvorstellungen und das populäre Geschichtsverständnis vor Ort prägende, vor allem im 19. Jahrhundert von konservativen Intellektuellen geformte Erzählungen von Wehrhaftigkeit, Freiheit und hervorgehobener Stellung dank Herrschaftsnähe zusammenzulaufen. Am Beginn steht eine von Herzog Heinrich von Kärnten 1317 mittels Privileg erteilte Steuerexemtion gegen bewaffneten Herrendienst. Die ständische Position der aus lokalen meinhardinischen Amtsträgergruppen stammenden, durch Heiratsverbindungen eng miteinander verwobenen Schildlehensempfängerfamilien blieb zwischen Nichtadel und Adel in der Schwebe. Nach der Übernahme Tirols durch die Habsburger und dem damit einhergehenden Bedeutungsverlust des Meraner Raumes verschwinden diese Familien rasch wieder aus den Quellen, die Höfe werden nun von Leuten außerhalb des Tales zu Lehen genommen und vielfach als Afterlehen an Bauern ausgegeben. Die mit dem Schildlehen ursprünglich verbundene und zunächst auch schlagend werdende Reispflicht hatte in der Frühen Neuzeit allenfalls noch fiskalische Bedeutung. Erst die patriotisch-nationale Aufladung des 19. Jahrhunderts einerseits, touristische Marketingstrategien andererseits führten zur Neuerfindung einer „wehrhaften“ Tradition. Im Vortrag soll es vor allem darum gehen, anhand zeitgenössischer Quellen herauszuschälen, was sich für die Schildhöfe an Rechtezuschreibungen tatsächlich auf das Spätmittelalter zurückführen lässt und was lediglich spätere Rückprojizierungen und Konstruktionen sind.

Die Veranstaltung ist wie alle Institutsseminare öffentlich, Gäste sind herzlich willkommen. Die Einladung im PDF-Format gibt es hier.